An der Kolomansroider Straße Richtung Sommerholz, knappe wie Kilometer südöstlich von Sighartstein, steht diese große Votivkapelle. An den rechteckigen Andachtsraummit der Tür im Westen schließt sich im Osten eine Fünf-Achtel-Apsis an. Das Bauwerk ist 5,20 Meter lang und 3,40 Meter breit, gemauert, mit einem Rieselwurf verputzt und mit Feinputzfaschen gegliedert. Die Kapelle ist mit einem Blechdach gedeckt, oberhalb der Westfassade trägt der Giebel ein Kreuz mit einem Knauf. Zwei seitliche, rechteckige Fenster und zwei Fensteröffnungen in der Tür erhellen den Innenraum, der gepflegt, freundlich und von Licht durchdrungen wirkt. Dazu trägt auch die hell gelbe Farbgebung bei. Das Mobiliar der Kapelle besteht aus einem Gestühl mit je acht Sitzen zu beiden Seiten des Raumen und einem Betstuhl vor dem Altar.
Der schlichte Altaraufsatz beherbergt eine qualitätvolle, gefasste Muttergottesstatue. Maria, die dem Betrachter ihr Jesuskind präsentiert, ist blau gekleidet. Auf dem Haupt trägt sie eine Krone. Das Jesuskind blickt mit ausgebreiteten Armen dem Betrachter ins Gesicht. Die Darstellung der heiligen Maria ist bemerkenswert durch die spürbare Schlichtheit ihrer frontalen Haltung. Eine große Demut ist deutlich. Maria tritt ganz zurück hinter diese kleine Gestalt des Gotteskindes im Auftreten eines Herrschers mit den erbarmungsvoll ausgebreiteten Armen, die sein künftiges Kreuz hervorheben und verkünden. Das Jesuskind deutet damit den Sinn seiner Menschwerdung und seines irdischen Schicksals an. Die Altarplastik der heiligen Maria mit dem Jesuskind lehnt sich an den Ikonentyp „Gottesmutter des Zeichens“ an, die sich durch ihre Zentrierung auf die kindliche Christusgestalt in ihrer Mitte von den anderen Marienikonen unterscheidet. Für das Sich-Entwickeln in der Hingabe an den lebendigen Herrn steht das Bild des Kindes mit all seiner Hoffnung und Zuversicht mitten vor der Brust seiner Mutter.
Außer dieser schönen Marienstatue sind Statuetten des heiligen Florian von Lorch und des heiligen Josef von Nazareth auf dem Altar aufgestellt. An den Seitenwänden hängen 14 Kreuzwegbilder und sechs großformatige Bilder (Josef, Maria, Heilige Familie, Maria mit dem Jesuskind in einem Getreidefeld, Jesus am Ölberg, Jesus mit Lamm).
Der Bauer Josef Spielberger hatte am 17. Jänner 1943 in Russland, 80 Kilometer vor Stalingrad, ein Gelübde abgelegt, zu Ehren der Gottesmutter Maria eine Kapelle zu errichten, sofern er leben aus dem Krieg heimkomme. Mit der deutschen 6. Armee waren an die 50.000 aus Österreich stammende Soldaten, die an Hunger und eisiger Kälte litten, von den Russen eingekesselt, und die russische Gegenoffensive kostete unzähligen Menschen das Leben. Nur 12.000 kamen nach Österreich zurück. Nach seiner glücklichen Heimkehr hielt Josef Spielberger sein Versprechen und baute in den Jahren 1950 bis 1952 vor seinem Bauernhof diese Kapelle.
Die jetzigen Besitzer, Alois und Elisabeth Enzinger, Thomanhansengut, Wertheim 30, bemühen sich, die Kapelle als wertvolles Heiligtum und Kulturgut in einem denkmalpflegerisch guten Zustand zu erhalten.
Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee