Als am 1. August 2004 Pfarrer Kanonikus Simon Mödlhammer aus Köstendorf die wieder aufgebaute Holzmann-Kapelle in Wertheim – Kolomansroid segnete, nahmen rund 300 Personen an der Feier teil. Da der Bauernhof der Familie Sams, Holzmannbauer, neu erbaut und vergrößert wurde, musste die alte Kapelle, die seit 1931 beim Holzmanngut stand, 1996 abgetragen werden, und Sohn Wolfgang machte das Versprechen wahr. Die Kapelle in liebevolle Weise wieder aufzubauen. Altbürgermeister Ing. Hans-Georg Enzinger vermitteltes im Rahmen der Kapellenweihe Wissenswertes über die Entstehung und die Geschichte der Holzmannkapelle, Pfarrgemeindesratsobmann Ernst Harzfeld überbrachte die Grüße des auf Urlaub weilenden Neumarkter Pfarrers Franz Königsberger. Anschließend lud die Familie zum gemütlichen Beisammensein mit Spanferkelessen sein.
Das war der Beweggrund zum Bau der Kapelle? Die damalige Besitzerfamilie Matthias und Amalia Brandstätter, die von 1918 bis 1952 das Holzmanngut bewirtschaftete, entschloss sich, die 4,70 Meter lange und 3,40 Meter breite Kapelle mit zwölf Sitzplätzen zu errichten, und zwar aus Dankbarkeit dafür, dass ihr einziger Sohn, Matthias Brandstätter, nach einem schweren, lebensgefährlichen Unfall wieder völlig gesund geworden war. So entstand diese Votivkapelle zu Ehren der Gottesmutter Maria in der herrlichen Lage auf der Terrasse auf halber Höhe unterhalb von Sommerholz.
Die Holzmannkapelle ist über rechteckigem Grundriss mit einem Fünftel-Achtel-Schluss gemauert, verputzt und gelb gefärbelt. Weiße Feinputzbänder an den Ecken, um die seitliche Spitzbogenfenster und die traufseitige, profilierte Hohlkeule strukturieren den wohlproportionierten Bau. Das von einem kleinen Giebeltürmchen mit einer Glocke gekrönte, geschwungene Schopfdach kragt an der Frontfassade weit vor und wird von Holzpfeilern gestützt. Die Windläden und Zierbretter sind in Form geschnitten. Im Giebeldreieck sieht man ein weißes Putzkreuz. Besonders auffallend ist das Eingangsportal aus Unterberger Marmor mit der korbbogigen, zweiflügeligen Eingangstür. Das Portal stammt vom alten Bauernhaus der Besitzerfamilie.
Im freundlichen Innenraum befindet sich ein Holzaltar, der vom Neumarkter Tischler Otto Freunthaler (1931) stammt. Auf wie Säulen ruht ein gesprengter Giebel mit einem Kreuz. Das Altarbild zeigt die „Gekrönte Gnadenmutter von Mariazell in der Steiermark“ (65 x 54 cm), die „Magna Mater Austriae“. Die heilige Maria, hier als Himmelskönigin mit dem prächtigen Liebfrauenkleid dargestellt, hält an ihrer rechten Seite das auf ihrem Schoß sitzende Jesuskind.
Mariazell ist bekanntlich der wichtigste österreichische Wallfahrtsort und ein geistlicher Magnet für die Völker Mitteleuropas. Und seit seiner Gründung vor 850 Jahren berührt Mariazell die Herzen der Gläubigen. Auf der Altarmensa ist eine kleine Statue des heiligen Antonius von Padua aufgestellt. An der Wand hängen Bilder der heiligen Kirchenpatrone Georg und Martin, die darauf hindeuten, dass die Holzmannkapelle an der Luftlinie zwischen den beiden Filialkirchen Sommerholz und Pfongau steht.
Die wiedererrichtete Kapelle ist ein in religiöser und kultureller Hinsicht ein höchst erfreuliches Zeichen. Sie belegt eindrucksvoll das Bemühen, ein christliches Bauwerk nicht einfach zu demolieren, sonder es verantwortungsbewusst neu herzustellen, und das in der ursprünglichen Größe und Bauform und in Eigenleistung.
Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee