Außen und Innen:
Die Kapelle steht am Kapellenweg entlang der Kastanienreihe, die vom Stadtteil Kühberg nach Südosten führt, auf die Ortschaften Sighartstein und Wertheim zu. Die Bauart der Kapelle ist charakteristisch für den Flachgau: ein gemauerter Kapellenbildstock ist gemeinsam mit dem Holzvorbau durch ein weit vorkragendes pyramidenförmiges Blechzeltdach abgeschlossen. Sie ist ein Viereckbau, 2,80 m breit und 2,70 m tief.
Die flachbogige Mauernische, 80 cm tief, birgt das Gnadenbild „Maria Himmelskönigin“, eine Kopie der Mutter Gottes von Maria Dorfen in Oberbayern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die heilige Maria ist ebenso wie das Jesuskind bekrönt, sie trägt ein barockes Kultgewand mit einem weiten Mantel. Maria breitet ihre mütterliche Liebe wie einen Schutzmantel über alle Menschen aus. Zu beiden Seiten der Madonna schwebt in Kopfhöhe jeweils ein Engel. Im aufwändig geschnitzten Rahmen des 88x55 cm großen Bildes ist im Aufsatz die Inschrift „Heilige Maria, bitte für uns“ in Großbuchstaben zu lesen. Bemerkenswert ist die Gestaltung der Seitenwände und des Gewölbes der Nische mit gemalten ornamentalen Ranken. Das Mauerwerk ist mit Lisenen und Kapitellen geschmückt, die Bildnische ist mit einem sehr dekorativen Eisengitter mit Blattornamenten abgeschlossen.
Chronik:
Im Jahr 1608 begab es sich, dass der Besitzer des Schlosses Sighartstein, Graf Abraham Uiberacker, der Oberstallmeister des Erzbischofs, wie so oft nach Salzburg reiten musste. Seine Frau Ursula Benigna Uiberacker, die schwanger war, konnte es kaum erwarten, dass er nach Hause kam, und so ging sie ihm entgegen. Im Wald, der sich damals zwischen dem Schloss und dem Markt Neumarkt erstreckte, passierte es: Drei Unholde warfen die Gräfin zu Boden, rissen ihr die Kleider vom Leib und banden sie an einen Baum. Durch lautstarkes Hundegebell wurden die Schlossknechte auf den Überfall aufmerksam, sie eilten herbei und konnten Gräfin Ursula gerade noch rechtzeitig befreien. Offensichtlich hatte die Absicht bestanden, die adelige Frau zu töten und zu berauben, denn einer der Räuber hatte einen Dolch verloren, der seither in der Schlosskapelle zu Sighartstein aufbewahrt wird. Der Graf, der bald darauf am Tatort eintraf, versprach, an dieser Stelle zum Dank für die Rettung seiner Gemahlin eine Kapelle erbauen zu lassen.
Heute:
Bis 2004 gehörte die Heimsuchungskapelle zum Schloss Sighartstein, jetzt ist sie im Besitz von Josef Wieder, Gaberlbauer in Schalkham. Der Berg- bzw. Naturwacht Neumarkt ist es zu verdanken, dass die historische, 400 Jahre alte Kapelle 1989/90 gründlich restauriert wurde.
Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee