Das Kriegerdenkmal, Mahnmal gegen den Krieg und für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Versöhnung, hat einen besonders schönen Platz. Es wurde im Kirchenbezirk unmittelbar am Südost-Rondell des historischen Schanzwalls, zwischen der Johann-Aigner-Volksschule und dem Schanzhäusl, errichtet. Initiator war der damalige Neumarkter Bürgermeister Josef Loibichler im Jahre 1950, geschaffen wurde das Denkmal von Baumeister Ing. Sepp Kranzinger und Steinmetzmeister Martin Gaßlberger, beide aus Neumarkt. Zuvor gab es schon eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges; der alte, leider nicht mehr vorhandene Marktbrunnen vor der heutigen Raiffeisenbank war für diesen Zweck umfunktioniert worden.
Die weit ausladende Gedenkstätte, acht Meter breit und 4,50 Meter tief, passt sich mit ihrer Architektur dem Kulturdenkmal Schanzwall und dem Kirchenplatz wirkungsvoll an. Die Mauer des Denkmals ist leicht konkav gebogen, während die geschmiedete Einfriedung mit einem Tor in der Mitte leicht konvex ist. Dazwischen ist Platz für eine gärtnerische Gestaltung. Die Mauer ist in vier Abschnitte gegliedert, die beiden äußeren sind gegenüber den beiden mittleren etwas niedriger und durch zwei Konglomeratpfeiler voneinander optisch getrennt.
Der Mittelteil mit dem Altartisch, auf einem gestuften Podest, mit dem liegenden Lorbeerkranz und den bekrönenden Tatzenkranz ist ein Konglomerat ausgeführt und mit Kupfer gedeckt. Darauf ist die Aufschrift „Den Männern, die für ihre Heimat starben“ angebracht.
Die beiderseits angefügten Mauern, mit Biberschwanz-Dachziegeln geziert, tragen die Marmortafeln mit den Namen der 142 Gefallenen der beiden Weltkriege. Dass nach den zwei mörderischen Kriegen weiterhin Volk und Vaterland zu den hohen Werten zählen, mach der Text auf der linken Tafel deutlich: „Wer mutig für sein Vaterland gefallen, der baut sich selbst ein ewig Monument im treuen Herzen seiner Landesbrüder. Und dies Gebäude stürzt kein Sturmwind nieder.“ (Theodor Körner, 1791-1813)
Der Dichter Karl Theodor Körner wurde am 23. September 1971 in Dresden geboren, studierte in Leipzig und Berlin und ging schließlich 1811 nach Wien, wo er schon als Zwanzigjähriger Hofdichter am Wiener Burgtheater wurde und mehrere Dramen verfasste. Wirklich bekannt wurde Körner jedoch durch seine vaterländischen Freiheitslieder. Am 26. August 1813 fiel der junge Künstler bei Gadebusch in Mecklenburg, im Befreiungskrieg Preußens gegen das napoleonische Frankreich, und wurde für die Nachwelt zum idealisierten patriotistischen Dichterhelden.
Am 6. August 1950 war Neumarkt Veranstaltungsort für das 1. Salzburger Landesheimkehrertreffen, und im Rahmen dieses großen Festes wurde das Kriegerdenkmal vom Neumarkter Benefizianten Karl Schütz, Divisionspfarrer und Feldkurat i.R., feierlich eingeweiht. Festredner war der Salzburger Landeshauptmann und spätere Bundeskanzler Dr. Josef Klaus. Nicht weniger als 57 Heimkehrervereine des Kameradschaftsbundes und 26 Musikkapellen nahmen an dieser Feier teil.
Das Kriegerdenkmal steht alljährlich im Mittelpunkt der Kameradschafts-Gedenkfeier im November; hier beginnt aber auch die Fronleichnamsprozession, und bei Schönwetter wurde hier, als der Kirchenplatz noch ausreichte, am Palmsonntag die Segnung der Palmbuschen vorgenommen.
Das Neumarkter Kriegerdenkmal und sein Umfeld machen einen gepflegten Eindruck. Mitglieder des Kameradschaftsbundes Neumarkt kümmern sich um die Restaurierung und regelmäßige Pflege des Denkmals.
Der gepflegte Eindruck zeigt die Haltung Neumarkts gegenüber dem Denkmal und den Menschen, denen es gewidmet ist. Vor allem soll dieses Denkmal die Freude über den Frieden mit dem Gedenken an die Toten verbinden, eine Mahnung sein für den Frieden – über Generationen hinweg. Es bietet immer wieder Anlass zum Nachdenken darüber, dass junge Männer für eine fragwürdige Ehre und für Interessen, die bestimmt nicht die ihren waren, Qualen erleiden und am Ende mit ihrem Leben bezahlen mussten. Es regt aber auch zum Nachdenken an, dass zum eigenen Leid der Soldaten das der Eltern, Frauen und Kinder hinzukam.
Das Kriegerdenkmal ist uns deshalb auch Mahnung:
Es darf sich nicht wiederholen, dass junge Menschen sinnlos in den Tod getrieben werden. Ohne die Erinnerung an die schrecklichen Irrwege der Vergangenheit gibt es keine Versöhnung und keine gemeinsame friedliche Zukunft. Als Mahnmal gegen Unrecht und Gewalt in einer lebendigen Erinnerungskultur sagt uns das Kriegerdenkmal auch, dass Menschwürde und Gerechtigkeit als christliche Grundwerte immer wieder neu erfahren und vertieft werden müssen.
Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee