Das Schloss Sighartstein, erstmals 1297 urkundlich erwähnt, in beherrschender Lage auf einem Geländerücken über dem gleichnamigen Gutsweiler, bildete einst den Adelssitz der Grafen Uiberacker, die bedeutende Truppenführer salzburgerischer Aufgebote und Vertreter des Salzburger landständischen Adels waren. Von 1394 bis 1693, also drei Jahrhunderte lang, waren die Ritter von Uiberacker Pfleger des Pfleg- und Landgerichtes Lichtentann und Altentann, des Vorgängers des heutigen Bezirksgerichts Neumarkt.
Die Schlosskapelle ließ 1452 Virgil II. Uiberacker erbauen, der Seckauer Bischof Georg Uiberacker weihte sie dem hl. Sigismund von Burgund. 1614 erfolgte ein Neubau, um 1730 wurde die Kapelle barockisiert. Sie stellt mit ihrer malerischen, qualitätvollen Barockausstattung ein kunsthistorisches Kleinod dar.
Unmittelbar südlich neben dem Hauptgebäude des Schlosses gelegen, mit dem sie durch einen Gang verbunden ist, zeigt sich die barocke Schlosskapelle mit ihrem halbrunden Abschluss als integrierter Teil der Schlossanlage. Die Kapelle ist vom Schlosshof zugänglich, weist aber auch einen Verbindungsgang vom Hauptschloss zur Empore auf.
Vor dem Eingang ist in voller Höhe des Baues eine dreiseitig geschlossene, trapezförmige Vorlaube angebaut. Dieser laubenförmige Eingangsbereich besitzt drei hohe, rundbögige Eingänge (der mitterlere verschalt), oben im Nordwesten und im Südwesten je ein Fenster. Über einem profilierten Gesimse befindet sich das Blechwalmdach mit dem achtseitigen Glockentürmchen über dem hofseitigen trapezförmigen Vorbau, einem Dachreiter, der mit acht flachbogigen Schallöffnungen versehen ist und darüber eine barockisierende Zwiebel trägt.
Das Schiff der Schlosskapelle hat ein barockes, von Wandpfeilern mit einem einfach profilierten Gesimsen getragenes Kreuzgratgewölbe. Das Hauptjoch ist nahezu quadratisch, fünf mal fünf Meter. In den beiden Pilastern vor dem Chorbogen ist je eine vergitterte Nische. Im Westen hat die kleine Kirche eine eingebaute Empore mit flachem Boden auf Pilastern mit einfachen Gesismsen und einer geraden Brüstung. Auf dieser Empore saßen der Graf und seine Gemahlin, wenn sie dem Gottesdienst beiwohnten. Im Osten bildet ein in voller Höhe flachbogiger Triumphbogen den Übergang vom Hauptjoch zur Apsis, die eine Stichkappenwölbung auf Pfeilervorlagen aufweist.
Der barocke Hochaltar der Schlosskapelle stammt aus der Zeit um 1725. Er besteht aus einer sarkophagförmigen Mensa aus Marmor und darauf einem Retabel aus Holz, marmoriert mit vergoldeten Zieraten. Über einem verglasten Rokokoreliquienschrein, der mit vergoldeten Rocaillenleisten eingerahmt ist, steht der Tabernakel mit einer vergoldeten Muschelnische. Darüber sind die beiden Wappen der Grafen Uiberacker und der Freiherrn von Geböck in vergoldeten Kartuschen. Die Mutter des Grafen Wolf Anton Uiberacker, der diesen Altar 1747 errichten ließ, war Maria Klara Freiin von Geböck.
Das rundbogige Altarblatt ist eine vorzügliche Arbeit. Es zeigt den heiligen Sigismund und die heilige Helena in Verehrung der Muttergottes mit dem Jesuskind, es stammt von Jacob Zanusi (1679-1742). Zanusi war unter Erzbischof Leopold Anton von Firmian Salzburger Hofmaler und gilt als der bedeutendste kontinuierlich auf Salzburger Boden schaffende Maler seiner Zeit.
Neben dem Altargemälde fallen zwei vorspringende Pilaster mit Frontalvoluten und hängenden Blattschnüren auf, darauf befindet sich ein reich profiliertes verkröpftes Gesims. Auf Volutenkonsolen stehen die beiden Assistenzfiguren, der heilige Maximilian und der heilige Wolfgang. Sie zeigen eine Verwandtschaft mit den Mondseer Plastiken des Tirolers Franz Anton Koch (1700-1765), des Nachfolgers Meinrad Guggenbichlers.
Das Aufsatzbild am Hochaltar der Schlosskapelle wird ebenfalls Jacob Zanusi zugeschrieben. Es zeigt den heiligen Johannes Nepomuk in der Verehrung des Kreuzes. Neben diesem Bild sitzen zwei auffallend große Engel, die auf Johannes Nepomuk zeigen und jeweils einen weit nach außen gestreckten Flügel tragen. Zu oberst in der Mitte sitzt ein Putto mit einem Palmzweig. Sämtliche Plastiken des Altars werden in der Österreichischen Kunsttopographie als sehr gute Arbeiten bezeichnet.
Der Heilige Sigismund von Burgund (450-514), König der Burgunder, führt sein Volk zum katholischen Glauben; er starb am 1. Mai 524 bei Orleans als Märtyrer. Sein Leichnam wurde in der Abtei Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis, dem Kloster, das Sigismund 515 selbst gestiftet und in das er sich danach einige Zeit zurückgezogen hatte, beigesetzt. Sigismund wird als Patron gegen Bruchleiden und Fieberkrankheiten angerufen. Die heilige Helena, Mutter des ersten christlichen Kaisers Konstantin, lebte im 3. Jahrhundert und residierte in Trier; ihr Leben wurde in vielen Legenden beschrieben. Nach Berichten des 4. Jahrhunderts reiste Heilena in das Heilige Land, wo sie um das Jahr 325 das Kreuz Christi unter einem heidnischen Tempel gefunden hat.
Der Seitenaltar ist ebenfalls ein Werk aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er setzt sich aus einer einfachen Holzmensa und einem marmorierten Retabel zusammen. Auf dem Altarbild ist der stehende heilige Antonius von Padua in voller Figur dargestellt. In seiner linken Hand trägt er einen Lilienstängel, mit dem rechten Arm trägt er das Jesuskind. Rechts vom Betrachter aus gesehen ist ein Putto mit einer Schriftrolle gezeigt, oben schweben zwei Putti mit Blumenkränzen (erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts).
Das Aufsatzbild in einem umkränzten und von vielen vergoldeten Strahlen umrahmten, ovalen Medaillon zeigt die Halbfigur des heiligen Franziskus von Assisi. Oben am Gebälk sind drei Cherubsköpfe, ausgezeichnete Schnitzarbeiten, angebracht. Die beiden qualitätvollen Skulpturen am Seitenaltar, polychromiert und vergoldet, stellen links den heiligen Josef von Nazareth und rechts den heiligen Apostel Jakobus den Älteren dar.
Zur vielfältigen Ausstattung der Schlosskapelle gehören weitere Holzskulpturen, zum Beispiel die stoffbekleidete Nachbildung der Gnadenmutter von Altötting und die wertvolle Statuette des auferstandenen Heilands, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, volkstümliche barocke Kreuzwegstationen und Ölgemälde. Zwei barocke Reliquienbüsten, die heiligen Johannes Nepomuk und Franz Xaver darstellend, sowie ein Brustbild Christi um 1720, das an Tizian erinnert, sind wertvolle Ausstattungsstücke dieser Schlosskapelle. Aus der gleichen Zeit stammt auch die Ikone, ein Mariengnadenbild als westkirchliche Umprägung des Urbildes der Hodegetria von Byzanz. Auch ein Orgelpositiv aus der Zeit um 1740 ist noch vorhanden.
Von 1765 bis 1976 hatte Sighartstein sogar einen Schlosskaplan, nachdem Wolf Anton Graf Uiberacker das „Uiberackers´sche Kuratbenefizium“ gestiftet hatte. Dieser Priester der Erzdiözese Salzburg zelebrierte in der Schlosskapelle täglich die heilige Messe und erteilte in der Volksschule Sighartstein den Religionsunterricht.
Das Schloss und seine Kapelle sind Privatbesitz (bis 1964 der Grafen Uiberacker, dann des Grafen Dr. Martin Pálffy von Erdöd und seit 1992 des Kommerzialrates Arnold Henhapl) und können nicht besichtigt werden. Ein paar Mal im Jahr, für Maiandachten und das Florianiamt der Freiwilligen Feuerwehr Sighartstein, wird das Gotteshaus der Bevölkerung zugänglich gemacht.
Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee