Im Süden des Gemeindegebietes, in der Nähe der Grenze zu Henndorf, steht dieses christliche Kleindenkmal.
Dieser kleine Kapellenbildstock erinnert an die Marienerscheinung im französischen Wallfahrtsort Lourdes im Jahr 1858. Es war Bernadette Soubirous, ein 14-jähriges Mädchen aus armen Verhältnissen, dem vor 150 Jahren in einer Grotte in den Pyrenäen die Jungfrau Maria insgesamt 18mal erschienen war. Am 25. März 1858 nannte Maria dem Mädchen ihren Namen: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“. Heute ist Lourdes der am meisten besuchte katholische Wallfahrtsort.
Jedes Jahr kommen rund sechs Millionen Menschen nach Lourdes. Die Verehrung der Muttergottes von Lourdes zog weite Kreise; an zahlreichen Orten gibt es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Nachbildungen der Grotte, so genannte „Lourdes-Grotten“. Wichtig war den Menschen, dass mit der Muttergottes von Lourdes auch der „heilige Ort“ ihrer Erscheinung nachgeahmt wurde. So bauten sie aus verschiedenen Materialien die Grotte von Massabielle nach. Es war den Menschen ein tiefes Bedürfnis, ihren Glauben im Alltag zu leben und ihm Ausdruck zu verleihen. Die Gründe für die Errichtung der Andachtsstätten sind so vielfältig wie die Nöte der Menschen. Oft war es Dankbarkeit, wenn man von schwerer Krankheit genesen war, oder schlicht aus tiefer Verehrung der Gottesmutter, die den Gläubigen ein Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes vermittelt.
Der Kapellenbildstock beim Neubauern, Neufahrn 50, unterhalb des Gasthauses Kienberg, wurde aus Dankbarkeit für die Heilung nach einer lebensbedrohlichen Krankheit erbaut. Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Neubauerngutes war 1946 noch nicht ganz fertig gestellt worden, als der Besitzer Michael Schober (1906-2001) schwer erkrankte. Das hätte furchtbare Folgen gehabt, wäre der Bauer nicht gesund und wieder arbeitsfähig geworden. Es war ohnedies schwierig genug, in dieser Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg einen Bauernhof neu aufzubauen.
Die gefährliche Krankheit wurde besiegt, und Schober machte sich 1949 daran, den 1,20 Meter breiten und 2,10 Meter hohen Bildstock aufzumauern. Der Dachstuhl besitzt ein flaches Satteldach, da mit Kupferblech gedeckt ist. Die hochrechteckige Nische ist mit einem schmiedeisernen Gitter, das sich aus senkrechten und waagrechten Stäben sowie dem Jesusmonogramm IHS zusammensetzt und von Matthias Buchschartner aus Henndorf hergestellt worden ist, verschlossen. Die Lourdes-Grotte aus Holz ist wie eine Tropfsteinhöhle mit vielen Stalaktiten gestaltet. In ihr steht eine 65 cm hohe, gefasste Gipsfigur der heiligen Gottesmutter Maria von Lourdes, die charakteristisch mit weißem Kleid, einem Schleiermantel und dem blauen Gürtelband, das locker unter der Brust geknotet ist und bis über die Knie hinab hängt, angetan ist.
Die beiden Gürtelenden zeigen weiße Punkte auf dem blauen Grund. Maria hat hier die Hände zum Gebet gefaltet. Bei ihren Erscheinungen hat die Gottesmutter zum Beten des Rosenkranzes aufgefordert, und das Rosenkranzgebet prägt das Pilgerleben von Lourdes. „Wenn man den Rosenkranz betet, durchlebt man noch einmal die wichtigen und bedeutsamen Ausgenblicke der Heilsgeschichte; man durchläuft die verschiedenen Etappen der Sendung Christi.“ (Papst Benedikt XVI. am 3. Mai 2008 in Lourdes)
Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee